Pädagogische Zielsetzung

Ausgehend von der Lebensgeschichte und Lebenswelt eines jeden Kindes oder Jugendlichen entwickeln wir eine auf seine Persönlichkeit abgestimmte Hilfe. Durch viel Geduld und konsequent liebevolle Zuwendung im Zusammenleben mit ihnen ermöglichen wir den jungen Menschen eine neue Orientierung.

Der Arbeit im Marienstift liegt ein ganzheitliches Betreuungskonzept zugrunde, das durch Kontinuität und Zuverlässigkeit gekennzeichnet ist. Eine Beständigkeit der Bezugspersonen ist für die Kinder und Jugendlichen gewährleistet.

Alltag in den Gruppen

In unseren drei Wohngruppen im Haus leben jeweils alters- und geschlechtsgemischt acht Kinder und Jugendliche. Zielgruppe dieses Betreuungsangebots sind Kinder und Jugendliche, die aufgrund ihrer häuslichen Situation in den meisten Fällen bereits gravierende negative Erfahrungen in ihrem Leben gemacht haben.


Die Koedukation in den Wohngruppen ermöglicht es den Kindern und Jugendlichen, miteinander aufzuwachsen. Sie können lernen, sich auseinanderzusetzen, Rücksicht aufeinander zu nehmen. Sie entwickeln so ein natürliches Sozialverhalten. In regelmäßigen Abständen finden Gruppengespräche statt, in denen die Kinder und Jugendlichen die Möglichkeit haben, Bedürfnisse zu äußern, Gruppenregeln zu erarbeiten und zu hinterfragen, gemeinsam Lösungen zu entwickeln, Entscheidungsprozesse zu fördern und Verantwortung zu übernehmen.

Elternarbeit

Die Elternarbeit ist ein zentraler Bestandteil unserer Arbeit und wird in den Fällen angestrebt, bei denen es möglich und der Entwicklung der Kinder und Jugendlichen förderlich ist.

Die Herkunftsfamilie sollte bereits bei der Aufnahme des jungen Menschen in den Prozess der Erziehungshilfe einbezogen und durch Information und Beratung unterstützt werden. Die inhaltliche Gestaltung und Zielsetzung ist abhängig von den individuellen Bedingungen der Herkunftsfamilie und der Zukunftsplanung für und mit den Kindern und Jugendlichen.

Wir möchten Hilfen anbieten, dass Eltern die Fremdunterbringung ihres Kindes akzeptieren können sowie die Fähigkeit fördern, sich aktiv am Hilfeplanprozess zu beteiligen.

Übergreifender Dienst

Der übergreifende Dienst besteht aus dem psychologischen Dienst, der Leitung und der Verwaltung.

Betreutes Wohnen

Das Marienstift bietet fünf Plätze dieser Betreuungsform an. In ihr finden Jugendliche und junge Erwachsene (männliche und weibliche) Aufnahme, die mindestens 16 Jahre alt sind. In der Regel fehlen ihnen aufgrund ihrer Persönlichkeitsentwicklung und sozialen Situation noch Ressourcen, um den Alltag selbst zu strukturieren und akute Belastungssituationen zu bewältigen.

Lebensort für die Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist die eigene Wohnung.

Erziehungshilfe

Eine wichtige Aufgabe, die sich der Kinder- und Jugendhilfe heute zunehmend stellt, ist die Arbeit mit Jugendlichen und Kindern innerhalb des Systems Familie. Familien brauchen in manchen Situationen Unterstützung bei der komplexen Aufgabe Erziehung.

Die Ausgangsbedingungen und die Problemstellungen der einzelnen Familien und ihrer Mitglieder können sehr verschieden sein. Unterschiedliche Hilfen sind erforderlich, dazu gehören unter anderen:

  • Vorbereitung und Unterstützung beim Prozess der Rückführung eines Kindes oder Jugendlichen in die Familie bzw. Pflegefamilie
  • Stabilisierung oder Neustrukturierung eines Familiensystems
  • Krisenintervention
  • Verselbständigung und Ablösung einzelner Familienmitglieder

Für manche Kinder geht es nicht um die Rückführung in die Herkunftsfamilie. Sie werden in Pflegefamilien aufgenommen. Hier sehen wir unsere Aufgabe darin, den Prozess der Eingliederung in die Pflegefamilie vorzubereiten und zu unterstützen. Wir bieten den Pflegefamilien eine Hilfestellung für die erste Zeit innerhalb der neuen Familie an.

Qualitätssicherung

In unserer Einrichtung arbeiten etwa 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den verschiedenen Aufgabengebieten.

Durch eine sehr geringe Fluktuation verfügen fast alle über eine langjährige Erfahrung. Besonders bei den pädagogischen Fachkräften, in der Regel Sozialpädagog/innen und Erzieher/innen, ist die Bereitschaft Voraussetzung, sich mit den Problemen der Kinder und Jugendlichen auseinander zu setzen.

Sie müssen in der Lage sein, selbstständig und eigenverantwortlich pädagogisch zu handeln, sowie die Fähigkeit besitzen, ihr eigenes Verhalten zu reflektieren. Die jeweiligen, zeitweise auch unvorhersehbaren Tagesgeschehnisse erfordern eine hohe Flexibilität des Einzelnen. 

Von besonderer Wichtigkeit ist ebenso die Fähigkeit zur praktischen Haushaltsführung, um Kinder und Jugendliche durch Anleitung auch in diesem Bereich zur Selbstständigkeit zu führen.




Netzwerkarbeit

Unsere Jugendlichen werden in öffentlichen privaten Betrieben oder überbetrieblichen Einrichtungen ausgebildet. Auch hier ist Informationsaustausch der Garant für eine optimale Förderung und Ausbildung der jungen Menschen.

Die Zusammenarbeit mit den Jugendämtern nimmt einen großen Raum ein. Durch Hilfeplangespräche, Telefonate, Kriseninterventionen, Absprachen und Besuche bemühen wir uns, gemeinsam eine tragfähige Struktur für eine positive Entwicklung der Kinder und Jugendlichen zu erreichen.

Kindergärten und Schulen haben eine wichtige Rolle in der Lebenswelt unserer Kinder. Wir führen Gespräche mit Lehrern und Erziehern, treffen Absprachen, möchten uns ins Krisensituationen gegenseitig stützen, besuchen Elternabende, Elternsprechtage, Feste und Feiern.